Reinraumtauglichkeit (nach VDI 2083-9.1)

Was ist Reinraumtauglichkeit?

Die Reinraumtauglichkeit beschreibt den Einfluss einer Maschine oder Komponente auf die Luftreinheitsklasse des Reinraums und beurteilt die Tauglichkeit eines Betriebsmittels für seinen Einsatz in Reinräumen, die nach einem Regelwerk zur Beurteilung der Luftreinheit spezifiziert sind. Die Reinheitstauglichkeit hingegen beschreibt den Einfluss auf das jeweilige Produkt. Die Betrachtung beider Größen ist wichtig, wohingegen der Reinheitstauglichkeit eine größere Bedeutung beigemessen wird.

Nichtsdestotrotz wird meist von der Reinraumtauglichkeit gesprochen ohne eine Differenzierung vorzunehmen. Diese Differenzierung spielt dann eine wichtige Rolle, ob die ermittelten Parameter für den Bereich Facilities oder Produktion wichtig sind. Dabei spielt auch die Reinraumtauglichkeit eine Rolle in der Produktion, vor allem, wenn es um Fragen der Querkontaminationen geht. Die Reinraumtauglichkeit wird auch als ein Teil der Reinheitstauglichkeit betrachtet. Aus dieser Betrachtungsweise heraus sollten beide Bereiche immer im Zusammenhang bewertet werden, ohne die Differenzierung zu vernachlässigen.

Reinraumtauglichkeit betrachtet die Partikelabgabe der Maschine auf das Produkt

Was wird bei der Reinraumtauglichkeit beurteilt?

Das Qualitätsmerkmal Reinraumtauglichkeit gibt bekannt, dass ein Produkt bestimmten Anforderungen an die Freisetzung von Kontaminationen partikulärer oder gasförmiger Natur genügt. Im Sinne dieser Richtlinie wird die Partikelemission zur Klassifizierung benutzt. In der Richtlinie VDI 2083-9.1 „Reinheitstauglichkeit und Oberflächenreinheit“ wird auf die Unterschiede zwischen Reinraumtauglichkeit und Reinheitstauglichkeit hingewiesen.

Zur Beurteilung der Reinraumtauglichkeit sind folgende Komponenten zu betrachten: Partikel, Keime, Ausgasung, Elektrostatik, Strömungsverhalten, Wechselwirkungen mit anderen Parametern (Temperatur, Feuchte, Vibrationen) und der Betriebszustand (Momentaufnahme, Langzeituntersuchungen)

 

Ein Beispiel

Reinraumtauglich Klasse ISO 4 nach ISO 14644-1

Oftmals findet man in Produktspezifikationen, Datenblättern oder Prospekten diese Formulierung zur Kennzeichnung von Maschinen oder Komponenten, die im Reinraum eingesetzt werden sollen. Was soll damit gesagt werden?

  1. Die Maschine/Komponente kann im Reinraum der Klassifizierung ISO 4 bedenkenlos eingesetzt werden.
  2. Das auf der Maschine/mit dieser Komponente zu produzierende Produkt ist an keiner Stelle einer schlechteren Umgebung ausgesetzt als durch die Klassifizierung ISO 4 beschriebene Luftreinheitsklasse.
  3. Die Maschine hat die Reinheitsklasse ISO 4 entsprechend der ISO 14644-1.

Alle diese hier beschriebenen Interpretationen u.a. findet man in der Praxis vor. Doch was bedeuten sie im Einzelnen?

In 1.) wird die klassische Reinraumtauglichkeit beschrieben. Das heißt, dass die Maschine keine Stelle aufweist, an der mehr Partikel an den umgebenden Reinraum abgegeben werden, als die Einordnung der durch die luftvolumetrischen Messungen ergebenen Werte in die Klassifizierung der Luftreinheitsklassen die Klasse ISO 4 ergibt.

In 2.) finden wir die Reinheitstauglichkeit wieder, die Angaben zu der Produktumgebung macht. Denn letztendlich zählt allein das Produkt und nicht der Reinraum.

Zu 3.) kann man nur sagen, dass keine Maschine/Komponente eine Luftreinheitsklasse besitzen kann.

Was sagt uns dann letztendlich die Aussage „Tauglich Klasse ISO 4“? – Sie sagt uns, dass unter bestimmten Bedingungen an möglichst allen Messstellen eine Partikelkonzentration gemessen wurde, die angelehnt an die Klassifizierung der ISO 14644-1 der Luftreinheitsklasse ISO 4 entspricht. Nicht die Maschine entspricht der Luftreinheitsklasse, sondern die gemessene Partikelkonzentration. Es sagt dem Anwender dieser Maschine/Komponente, dass er sicherlich ein für seinen Anwendungsfall geeignetes Produkt gefunden hat, doch diese Eignung sollte durch einen Abgleich seiner Einsatzbedingungen mit dem, dem Zertifikat beizustellenden Protokoll bestätigt werden.

Weiterführende Informationen finden Sie auch unter folgendem Link.

Author: Romy Dobermann

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